“Mit dem Leben tanzen”
Dieser Liedtitel von Marshall Rosenberg zieht sich wie ein roter Faden durch den Prozeß der Gewaltfreien Kommunikation, denn unsere Verabredung mit dem Leben findet immer in den Augenblicken statt, in denen wir uns mit dem verbinden, was gerade in uns lebendig ist: mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen.
Marshall Rosenberg hat im Lauf der letzten 30 Jahre einen Prozeß entwickelt, der uns hilft …
Immer wieder erleben wir, wie schwierig es ist, Probleme zu lösen und Konflikte auszutragen, ohne sich gegenseitig zu beeinträchtigen oder zu verletzen. Wir merken, welche Bedeutung dabei unserer Sprache zukommt. Menschen verletzen Menschen durch Worte. Worte hinterlassen Narben. Sie belasten oder beenden die Beziehung. Worte können uns trennen oder verbinden, mit ihnen errichten wir Mauern oder öffnen Fenster.
Eine neue Perspektive
mit der Sprache bewußter und verantwortungsvoller umzugehen, damit es uns schrittweise gelingt:
Weltweit aktiv
Die Gewaltfreie Kommunikation wird weltweit friedensfördernd in Krisengebieten ebenso eingesetzt wie in Schulen, Unternehmen, Institutionen, zwischen einzelnen Menschen und in Gruppen. Ziel ist ein aufrichtiger, einfühlsamer Kommunikationsstil, der die Qualität unserer Beziehungen bereichert.
Im Mittelpunkt der Gewaltfreien Kommunikation steht – auch auf Grund der eigenen Erfahrungen von Marshall Rosenberg, herauszufinden, was dem Leben dient bzw. was uns dem Leben und der Lebendigkeit entfremdet und das so zu verändern, dass es dem Leben dienen kann, wir uns lebendig fühlen.
Die Grundannahme ist,
- dass es Bedürfnisse gibt, deren Erfüllung wir brauchen, damit wir (wirklich, freudvoll) leben und uns weiter entwickeln können
- dass die Motivation jeglichen Handelns ein Bedürfnis ist, das sich jemand erfüllen will, auch wenn die Weise, wie es erfüllt wird, nicht mit unseren Werten / Vorstellungen übereinstimmt, vielleicht sogar anderen schadet.
Formal gesehen läuft die Kommunikation in 4 Schritten ab:
1. Beobachtung – hier teilen wir mit oder machen uns selbst klar, was wir gesehen, gehört, gerochen haben, also mit unseren Sinnen wahrgenommen haben. (Gewöhnlich reagieren wir mit Diagnosen: „Das war dumm“, „er ist faul…“, Interpretationen: „er sagt nichts, also schmeckt es ihm nicht“, Urteilen, Bewertungen: „ich wusste es ja, man sich nicht auf ihn verlassen“)
2. Gefühle – häufig besteht unser Wortschatz aus zwei Gefühlen, nämlich gut und schlecht, es gibt darüber hinaus noch einige mehr. In der GfK gibt es keine „positiven“ oder „negativen“ Gefühle.
Das was wir üblicherweise als positive Gefühle bezeichnen, sind die Gefühle, die wir haben, wenn unserer Bedürfnisse erfüllt sind, wie z.B. glücklich, zufrieden, fröhlich.
Als negativ bezeichnen wir Gefühle, wenn Bedürfnisse nicht erfüllt sind, z.B. traurig, allein, einsam, hilflos. Hinter Ärger bzw. Wut steckt oft das Gefühl von Hilflosigkeit, dazu kommt, dass wir denken, dass der andere etwas falsch macht.
Dann gibt es noch „unechte“ Gefühle, wie z.B. missverstanden, ausgenutzt, missachtet. Sie kommen dann, wenn wir denken, wie etwas sein sollte, was richtig und falsch ist und werden vom Gegenüber in der Regel als Vorwurf gehört. Deswegen dienen sie auch nicht der Verbindung zwischen mir und dem anderen.
3. Bedürfnisse
Physiologische Bedürfnisse (körperliche Bedürfnisse), wie Atmung, Schlaf / Ausruhen, Essen, Obdach / Schutz / Wärme / Sicherheit, sensorische Anregung / Berührung / Bewegung, Licht / Dunkelheit
Ich-bezogene Bedürfnisse (kann nur ich mir selbst erfüllen), wie Selbständigkeit, Selbstvertrauen, Kreativität, Ehrlichkeit / Echtheit, Beteiligung am Leben, Wirksam-sein, Bewirken, das Leben bereichern, In der Mitte sein, Integrität (unseren Wertvorstellungen gemäß handeln), Soziale Bedürfnisse (erfülle ich mir im wesentlichen mit anderen, wichtig ist, dass ich sie mir zum Teil auch selbst erfülle, sonst kann ich die Erfüllung durch andere nicht annehmen), Zugehörigkeit, Anerkennung (dass und wie ich bin) / Wertschätzung (für das, was ich tue), Unterstützung, Vertrauen, Bildung, Intimität: Nähe, Zärtlichkeit, Geborgenheit, Sexualität
Ich-bezogene und soziale Bedürfnisse, wie Verstehen, Friede / Schönheit, Begeisterung, Ordnung / Ritual / Feiern, Transzendenz / Spiritualität, Einfühlung
Wenn Bedürfnisse über längere Zeit nicht erfüllt wurden, baut sich ein Spannungszustand auf.
Die Bedürfnisse in dieser Definition bedeuten auch, dass sie auf der ganzen Welt von allen Menschen gleich erfahren werden. Was uns unterscheidet, ist mit welcher Strategie mit welcher Handlung wir uns diese Bedürfnisse erfüllen.
Zum Beispiel stillen wir in Mitteleuropa unseren Hunger eher mit den Grundnahrungsmitteln Weizen, Roggen (in Form von Brot oder Nudeln) bzw. Kartoffeln, in bestimmten Gegenden in China und Indien mit Reis, in Mittelamerika mit Mais usw.. Gleichzeitig verbindet uns das Bedürfnis nach Nahrung.
In der GfK geht es darum, Wege zur Erfüllung unserer Bedürfnisse zu finden, die auch den anderen die Erfüllung ihrer Bedürfnisse ermöglicht. Wenn wir offen – d.h. nicht mit einem Ergebnis, das wir für richtig halten – in die „Verhandlungen“ einsteigen, findet (in der Regel) die Lösung uns, wir müssen nicht nach einer Lösung suchen.
4. die Bitte (keine Forderung – ob es eine wirkliche Bitte war, stellt sich oft erst heraus, wenn der andere „nein“ sagt. Wenn wir ärgerlich oder wütend werden, war es eine Forderung!, auch wenn wir bitte gesagt haben)
Die Bitte ist konkret, positiv (wir sagen was wir vom anderen wollen anstatt zu sagen, was wir nicht wollen) und jetzt erfüllbar.
Es gibt 2 Arten von Bitten:
- die Verbindungsbitte, damit wollen wir hören, wie der andere sich fühlt, welches Bedürfnis erfüllt bzw. nicht erfüllt ist, nachdem wir etwas gesagt oder getan haben.
- Die Handlungsbitte, damit bitten wir darum, dass der andere etwas tut.
Sich selbst klar ausdrücken:
Beobachtung – Wenn ich sehe, dass du …… handelst,
Gefühl – dann fühle ich mich …… ,
Bedürfnis – weil ich …… brauche.
Bitte – Könntest du bitte …… tun